«Im globalen Haifischbecken bestehen»

Beat und Claudia Huber kultivieren im zürcherischen Buchs auf 24 Hektaren verschiedene Gemüse und Salate.

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Beat und Claudia Huber betreiben im zürcherischen Buchs auf 24 Hektaren Gemüsebau. Mit verschiedenen Spezialitäten versuchen sie, Kunden an sich zu binden. (Bild Margreth Rinderknecht)

Schweizweit gehört der Kanton Zürich zu den Grossen im Gemüsebau. Die wichtigsten Anbaugebiete befinden sich dort, wo das Gelände eben und die Böden humos sind: im Furttal, Wehntal, Glatttal und im Weinland. Das Furttal, von Regensdorf bis an die Grenze zum Kanton Aargau, ist eines der Hauptgebiete und bietet aufgrund der kurzen Distanz zur Stadt Zürich viele logistische Vorteile. Eine reiche Palette an Salaten und Gemüse kommt somit frisch geerntet in die Läden und auf den Tisch der Konsumenten.

Auf 24 Hektaren angebaut

Aber es wird eng im Agglomerationsgürtel der Stadt: Wohnen, Arbeitsplätze, Verkehrswege, Freizeit und Erholung – und dann wird auch noch Gemüse angebaut. Beat und Claudia Huber bewirtschaften einen mittleren Gemüsebaubetrieb im zürcherischen Buchs. Auf 24 Hektaren bauen sie verschiedene Salate, Kohlgewächse und Fenchel an – daneben auch Lauch, Sellerie und Krautstiel.

Einen kleinen Teil der Fläche haben sie unter Folientunnels. Dort gedeihen je nach Saison etwa Nüsslisalat und Rucola sowie feine aromatische Kräuter. Rund 30 Mitarbeitende, vorwiegend aus Portugal stammend, helfen auf dem Gemüsebetrieb mit. Einige unter ihnen sind schon seit mehr als 20 Jahren bei Beat und Claudia Huber beschäftigt.

Wohnraum für Mitarbeitende

Im Kanton Zürich bestehe die grösste Herausforderung darin, für die Mitarbeitenden Wohnraum zu finden. «In der ganzen Schweiz gilt das gleiche Raumplanungsgesetz, aber die Umsetzung im Kanton Zürich ist viel strenger als in den Nachbarkantonen», erzählt Beat Huber. Andernorts bestünden Spezialzonen für die arbeitsintensive Landwirtschaft, damit für Kurzaufenthalter in der Nähe des Betriebes günstiger Wohnraum geschaffen werden könne. «Bei uns ist dieser Wohnraum unterdessen zum wachstumsbegrenzenden Faktor für Gemüsebaubetriebe geworden», erklärt Beat Huber.

Büroarbeit fordert zusätzlich

Druck kommt auch von der bürokratischen Front. Dem begegnen die Hubers mit einer Fachperson, welche in einem Arbeitspensum von 20 Prozent angestellt ist. Diese kümmert sich um die korrekte Bearbeitung bestimmter Formulare und Tabellen zur Rückverfolgbarkeit und Qualitätssicherung, zu Zertifizierungen sowie zum Einsatz von Dünger und Spritzmitteln. «Dieser Teil der Büroarbeiten kostet uns mehr als zehntausend Franken im Jahr. Aber die Qualität unserer Produkte und der Umwelt waren vorher schon auf dem gegenwärtig hohen Stand», meint Beat Huber.

Seit drei Generationen

Auf dem Betrieb der Familie Huber wird schon seit drei Generationen Gemüse produziert. Die Ausrichtung auf den Markt hat sich in den Jahren verändert. Jedoch geht auch heute noch ein grosser Teil des Gemüses auf den Engrosmarkt in Zürich und von dort weiter an Händler, welche Restaurants oder Detaillisten beliefern, oder aber an Marktfahrer, die je nach Saison und Angebot ergänzend einkaufen. Ab Hof werden zudem 15 regionale Spar-Filialen beliefert.

Die Administration übernimmt meistens Claudia Huber. Bei ihr laufen alle Bestellungen und Lieferaufträge zusammen, vor allem am Montag, wenn ihr Mann Beat im Kantonsrat weilt.

Mit Spezialitäten punkten

«Wir versuchen zusätzlich, mit Spezialitäten Kunden an uns zu binden. So bauen wir beispielsweise verschiedene Basilikumsorten, Borretsch und Pfefferkraut an. Auch haben wir Minzen, Zitronenverbene und Stevia im Sortiment», sagt Claudia Huber. Der fortschreitenden Marktöffnung schauen die Gemüseproduzenten skeptisch entgegen. Für einen Betrieb wie den ihren könne die Ausrichtung auf den Detail- und Direktverkauf essenziell werden. Wer gezwungen sei, an Plattformen und Allianzen der Grossverteiler zu liefern, verliere zu viel Geld. «Wer geschickt auf Kundenwünsche eingehen kann, wer Nischen findet und bereit ist, mit Herzblut und Einsatz sowie dem nötigen Fachwissen zu arbeiten, hat vielleicht eine Chance, im globalen Haifischbecken zu bestehen», so Beat Huber.

Margreth Rinderknecht

 

Interview Bauern Zeitung Online Ostschweiz vom 5.10.2016